Die letzten Tage

Meine letzte Woche in Amerika ist angebrochen und ich konnte es kaum glauben. Das was noch so weit weg schien, lag direkt vor der Tür. Ich sollte am Mittwoch wieder zurück nach Deutschland fliegen. Ich war noch gar nicht bereit dazu und es gab noch so viel zu tun. Zum Glück musste ich diese Woche nicht mehr arbeiten. Aber ausgeruht wurde nicht. Ich fuhr noch zu etlichen Läden, kaufte noch so viel ein und bereitete die Abschiedsgeschenke vor. Und  so langsam realisierte ich, dass das alles hier bald zu Ende ist. Über alles, was ich tat, dachte ich nach, ob es nicht das letzte Mal sei, dass ich dies und jenes tue. Ich musste mein Konto bei der Bank kündigen und mir kam es fast wie gestern vor, als ich neben meiner Gastmama bei dem Berater saß und wir mein Konto eröffneten. So langsam hing ich meine Bilder und Postkarten in meinem Zimmer ab und fing an Sachen zusammenzusuchen, die unbedingt noch mit mussten. Am Montag kamen meine Jungs und Angie in mein Zimmer mit einem Haufen an Geschenken. Sie meinten, dass es vielleicht besser wäre, wenn ich die bekomme, bevor ich meine Koffer anfange zu packen, damit ich weiß was noch alles mit rein muss. Schon alleine diese Geste rührte mich zu Tränen. Ein Geschenk nach dem anderen machte ich auch und immer mehr Tränen rollten mir die Wangen runter. Sie hatten sich echt Gedanken gemacht und meinten, dass sie mir was mitgeben wollten, was mich immer an sie und Amerika erinnern sollte. Ich bekam ein Füllerset mit Block, damit ich ihnen immer schreiben kann, einen Washington DC-Schlüsselanhänger,einen echt schönen Kapuzenpulli mit dezenten dezentem Amiflaggenmuster und einen Schal, auch in Amiflaggenmuster. Außerdem bekam ich einen Plüschanhänger von Gunnar, den ich mir an meinen Autoschlüssel machen könnte. Als ich ihm sagte, dass ich leider kein Auto in Deutschland habe, guckte er mich nur entsetzt an. Ich garantierte ihm aber, dass ich den Schlüsselanhänger für andere Schlüssel benutzen werde. Und zu guter Letzt eine super Flauschdecke. Der Kommentar von Angie: Wenn du dann wieder in Deutschland ganz alleine in deiner Wohnung sitzt und traurig bist, dann kannst du dich ganz fest in die Decke kuscheln und alles wird besser. So rührend. Nachdem die Tränen wieder getrocknet waren, widmete ich mich wieder meinen Wie-bekomme-ich-alles-nach-Deutschland-Probleme. Um eine Lösung zu finden hatte ich ja noch Zeit. So ungefähr anderthalb Tage. Reicht allemal.

Am Dienstagabend ging ich ein letztes Mal mit meiner Gastfamilie essen. Und da es mein letzter Abend war, durfte ich mir aussuchen, wo es hinging. Natürlich, in die Cheesecake Factory. Ich bestellte mein Lieblingsgericht, Orange Chicken und einen Reese's Cheesecake. Dieser Cheesecake schmeckt eigentlich nur nach Erdnussbutter und ein bisschen Schokolade. Aber es musste noch einmal sein in dem Land, wo die Erdnussbutter so vergöttert wird. Als wir wieder zu Hause waren, war für mich auch die Zeit gekommen, meine Geschenke zu verteilen. Ich hatte für die Jungs jeweils einen Bilderrahmen mit den schönsten Fotos gebastelt und meine Gasteltern bekamen das  Familienfoto, welches wir auf meiner Goodbye Party geschossen hatten. Auch dieses Mal blieben die Tränen nicht weg. Es wird ernst. Nachdem ich meine Tränen wieder trocknen konnte widmete ich mich dem Chaos in meinem Zimmer. In weniger als zwölf Stunden wollten wir zum Flughafen und mein Zimmer sah nicht einmal annähernd so aus, als ob das bald leer stehen würde. Ich musste kreativ werden. Wie bekomme ich möglichst viele Sachen. Von irgendeinem Aupair hatte ich den Tipp mit dem Kissenbezug. Ich faltete meine Klamotten schön ordentlich und legte diese fein säuberlich in den Kissenbezug. Nun hatte ich wieder ein bisschen mehr Platz in meinem Koffer und ein Kissen für den Rückflug auch. Praktisch. Ich glaube, es war eine filmreife Show, die ich ablegte, damit meine Koffer sich schließen ließen und nicht wieder aufplatzen. Hoffentlich platzen die nicht am Flughafen oder während des Fluges. Wäre ziemlich unpraktisch.

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